Mittwoch, 6. Mai 2009 | |

Beim Zappen (José Luis Parreño)


Ich schalte den Fernsehapparat ein. Ein Reporter presst einen Berühmten mit dem Mikrofon ein. Der arme Mann lehnt ab: „Nein, bitte später auf der Pressekonferenz. Ich bin jetzt mit meinen Kindern zusammen, lassen Sie uns bitte jetzt in Ruhe“. Aber der Paparazzo drängt nicht in meinem Namen! Ich zappe rum.
Ein beängstigendes halb nacktes Fräulein schreit mich an, beschimpft mich und sagt: „Ruf jetzt an, sofort!“ Bevor sie mich schlägt, zappe ich rum.
Ich mag keinen Wahlkampf. Die Kandidaten geben ihre Zeit und unser Geld aus. Demagogie in den Stadien für Rentner, die nichts mehr zu tun haben. Sie wollen den Pöbel überzeugen. Ich möchte in der Statistik nicht sein. Ich möchte, dass mein Name nicht auf der Liste steht. Ich zappe rum.
Prima! Einen Film! Aber... Warte mal, was ist los? Der Mann schneidet den Kopf des Mädchens ab, und alles ist mit Blut bespritzt: der Bildschirm des Fernsehers, das Sofa, die Wände meines Wohnzimmers. Ich zappe entsetzt rum.
Der Papst liest eine Messe für tausende unvernünftige Wesen. Es gibt auch ein paar Politiker, die Kindermützen aus Papier tragen und kleine Fahnen schütteln.
Alarm! Wo liegt die Fernbedienung?

1 Kommentare:

Julia hat gesagt…

Ich bin nicht nur mit deiner Ansicht des aktuellen Fernsehens einverstanden, sondern ich finde auch den Text lustig und sehr direkt. Ich hoffe, wir können andere Geschichten lesen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie deine Aufsätze über Religion oder Politik wären.