Donnerstag, 12. Februar 2009 | |

Autor des Monats Februar: Günter Grass


Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 als Sohn eines protestantischen Lebensmittelhändlers und einer Katholikin kaschubischer Herkunft in Danzig-Langfuhr geboren. Der Vater trat 1936 in die NSDAP ein.
Am 10. November 1944 wurde Günter Grass zur Waffen-SS einberufen und zum Panzerschützen ausgebildet (10. SS-Panzer-Division "Jörg von Frundsberg"). Nach einer Verwundung am 20. April 1945 geriet er am 8. Mai in amerikanische Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung am 24. April 1946 wollte Günter Grass zuerst in Göttingen das Abitur nachholen, aber dann überlegte er es sich anders und arbeitete etwa ein Jahr lang als Koppeljunge in einem Kalibergwerk zwischen Hildesheim und Hannover. Anschließend studierte er bis 1952 Grafik und Bildhauerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. Parallel zu seiner Arbeit als bildender Künstler begann Günter Grass zu schreiben und gehörte ab 1957 der
"Gruppe 47" an. Sein erster Gedichtband erschien 1956: "Die Vorzüge der Windhühner". Sein Theaterstück "Hochwasser" wurde am 19. Januar 1957 in Frankfurt am Main uraufgeführt. Der im Jahr darauf veröffentlichte Roman "Die Blechtrommel" – eines der bedeutendsten Werke der deutschen Nachkriegsliteratur – machte ihn weltberühmt. Das Manuskript hatte Günter Grass in Paris verfasst, wo er sich von Anfang 1956 bis Anfang 1960 mit der Schweizer Balletttänzerin Anna Schwarz aufhielt, die von 1954 bis 1978 seine Frau war, und wo 1957 die Zwillinge Franz und Raoul geboren wurden. (Dreißig Jahre später lebte er noch einmal einige Zeit im Ausland, und zwar von August 1986 bis Januar 1987 mit der Organistin Ute Grunert, die er 1979 geheiratet hatte, in Indien, meistens in Kalkutta.) Als die Berliner Akademie der Künste eine Solidaritätsveranstaltung für Salman Rushdie abgelehnt hatte, trat er 1989 aus. (Neun Jahre später wurde er erneut Mitglied der Akademie der Künste.) Nach dem überraschenden Zusammenbruch des DDR-Regimes setzte er sich 1990 in Zeitungsartikeln dafür ein, Ostdeutschland nicht kurzerhand anzuschließen, sondern die beiden Teile Deutschlands schrittweise zusammenwachsen zu lassen.
1997 wurde Günter Grass der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Zwei Jahre später erhielt er den
Nobelpreis für Literatur. Anlässlich seines 75. Geburtstages druckte der Steidl Verlag in Göttingen 2002 eine von Volker Neuhaus und Daniela Hermes editierte Werksausgabe von Günter Grass in 18 Bänden (8192 Seiten).Dass er als Jugendlicher gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bei der Waffen-SS gewesen war, gab Günter Grass erst 61 Jahre später zu, am 12. August 2006 in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Das späte Geständnis gerade eines berühmten Mahners löste heftige kontroverse Reaktionen aus. Damit gelang es Günter Grass jedenfalls, besondere Aufmerksamkeit auf sein neues Buch zu lenken: die Autobiografie "Beim Häuten der Zwiebel" (479 Seiten, Steidl Verlag, Göttingen 2006).
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